Du kennst mich ja!

Diese Woche saß ich beim Mittagessen mit Kollegen auf unserer Firmenterrasse. Plötzlich klingelt bei einer Kollegin das Handy und, ohne es zu wollen, sehe ich auf ihrem Display, dass “Papa” anrief. Sie stellte sich bei Seite und telefonierte dann mit ihrem Papa.

Ich hatte direkt die Erinnerung, dass mein Papa nicht so telefonaffin war und mich fast nie anrief. Es war immer süß, als ich mit ihm telefonierte und er mich immer als allererste über das Wetter fragte, als ich schon in Deutschland wohnte. Es war so, wie er wäre gar nicht gewöhnt zu telefonieren und griff dann zum Smalltalk und wartete darauf, dass ich ihm etwas von meinem neuen Leben in einem fremden Land erzählte. 

Als die Kollegin fast fertig mit dem Telefonat war, kam sie näher zu unserem Tisch und sagte dann zu ihrem Papa: “Ja Papa, du kennst mich ja!”. Da musste ich direkt daran denken, dass unsere Eltern uns sehr gut kennen, sogar mehr als wir es manchmal vermuten und musste kurz schmunzeln. Vielleicht sind sie nicht die besten in ihren Gedanken zu mitteilen, wie mein Papa, aber sie wissen viel von uns, auch das, was wir nicht immer erzählen.

Ich würde alles geben, um nochmal meinem Papa über die strahlende Sonne der letzten Tage zu erzählen, kann ich aber nicht mehr. Das macht mich aber nicht traurig, sondern dankbar, dass ich mit ihm solche Momente teilen durfte.

Mein Papa und ich am Meer in Urlaub

Dankbarkeit

Katha hat mir das Buch Die Begegnung von Andy Andrews ausgeliehen. Ich bin ganz am Anfang und schon in dem ersten Kapitel habe ich einen Absatz gelesen, der mich zum nachdenken gebracht hat:

Das, worauf man sich im Leben konzentriert, nimmt zu. […] Wenn man sich auf die Dinge konzentriert, die man meint zu brauchen, […] dann wird das Bedürfnis danach wachsen. […] Wenn man sich auf seine Verluste konzentriert, dann wird man wahrscheinlich noch mehr verlieren. Eine dankbare Lebenshaltung dagegen führt zu Zufriedenheit und Überfluss im Leben.

Seit Anfang dieses Jahres habe ich mein Fokus auf Dankbarkeit gesetzt. Das hat mich in verschiedenen Hinsichten weitergebracht. Ich denke, dass sich mein Erscheinungsbild anderen gegenüber durch diese. positiven Gedanken verändert hat. Ich bin mehr aufmerksam geworden und fühle mich dankbar für die kleinen Dingen die meinen Alltag gestalten. Ich denke wirklich, dass es immer einen Grund gibt, dankbar zu sein. Wenn man sich auf Dankbarkeit konzentriert, werden die kleinen Monster, die Angst und Sorgen in uns verbreiten, eine andere und nicht so erschreckende Form annehmen.

Aber ich habe gar keine Zeit und ich weiss nicht wie ich anfangen soll, und wenn es mich nicht weiterbringt?“, das denkst du vielleicht gerade. Ich habe es so angefangen: Ich habe mir ein schönes, grünes Heft (grün ist in Italien die Farbe der Hoffnung) gekauft und  jeden Tag 5 Dinge aufgeschrieben, für die ich dankar war. Ich habe sofort gemerkt, wie einfach und schnell es für mich war: Ich hatte so viele Sachen zu schreiben, dass ich oft ein ganzes Blatt benutzt habe. Ich bin mir sicher bei dir wird es nicht anders sein. Probiere es aus und lass es mich wissen!